Byzanz und das Schisma

Die byzantinische Hagia Sophia
(Istanbul)
Die türkische Metropole Istanbul, auf europäischer Seite gelegen, hieß früher einmal Byzantion (verdeutscht: Byzanz). Unter diesem Namen war sie im Altertum eine griechische Handelsstadt. In der Spätantike wurde sie das 'zweite Rom', die Hauptstadt des oströmischen Reichs. Da Kaiser Konstantin der Große ihr diesen Status verlieh, ist sie bis zur Eroberung durch die Osmanen (1453) auch Konstantinopel genannt worden. Statt vom Oströmischen pflegt man auch vom Byzantinischen Reich zu sprechen – oder eben kurz von Byzanz. Die römische Reichsteilung (395) hatte zur Folge, dass sich das gerade erst zur Staatsreligion erhobene Christentum im lateinischen Westen und im griechischen Osten unterschiedlich weiterentwickelte, bis es 1054 sogar zum großen Bruch kam, zum sogenannten Morgenländischen Schisma. Kirchenrechtlich verwahrten sich die Byzantiner gegen die Vorrangstellung des römischen Papstes. Darüber hinaus kam man in einer theologischen Streitfrage nicht zusammen. Sie betrifft die Dreieinigkeit (Trinität) Gottes: Vater, Sohn und Geist. Im gemeinsamen Glaubensbekenntnis von 325 hatte es unter anderem noch geheißen, der Geist sei aus dem Vater hervorgegangen. Ein späterer Zusatz besagte dagegen, dass der Geist aus dem Vater "und dem Sohn" (lateinisch: filioque) hervorgegangen sei. Dieses revidierte Bekenntnis rührt von der Trinitätslehre des lateinischen Kirchenvaters Augustinus her, die den Geist als das Band der Liebe zwischen Vater und Sohn veranschaulicht. Hiergegen profilierten sich nun die orientalischen Kirchenvertreter als die Orthodoxen. Für sie ist der Geist dem Sohn nicht nachgeordnet, sondern beide gehen gleich ursprünglich vom Vater aus. Jesus wirft dazu im Johannes-Evangelium das folgende Wort in die Waagschale: "Wenn aber der Tröster kommen wird, den ich euch senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird Zeugnis geben von mir" (Joh 15,26). Das Wort scheint nicht eindeutig genug zu sein, damit sich die Dogmatiker hüben und drüben einigen können.

Bildquelle: G. Spengemann / pixelio.de

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