Wissen und Glaube

Mehr Wissen dank Vergrößerung?
'Das gab es meines Wissens noch nie.' Eine bedenkenswerte Aussage, die unsicherer wirkt, als wenn es einfach hieße: 'Das gab es noch nie.' Ähnlich unsicher wie die Wendung 'nach heutigem Wissensstand'. Ein bloßer Stand, will sagen: Zwischenstand des Wissens kann streng genommen noch kein Wissen sein. Deshalb ist für 'Wissenschaft' noch ein anderes, ja, ehrlicheres Wort im Gebrauch: 'Forschung'. Und statt 'meines Wissens' sollte bescheidener, weil treffender gesagt werden: 'nach meinen Informationen'. Die können nämlich noch sehr unvollständig sein. Die Forschung – wann ist sie zu Ende? (Einmal abgesehen von der Zuteilung von Forschungsgeldern.) Wird sie je an ihr Ziel gelangen, je in abschließendes Wissen münden? Das hat das Forschen mit dem Glauben gemeinsam: den Versuch, das Wissen vorwegzunehmen, ein Wissen, von dem ungewiss ist, wann und ob überhaupt wir es erreichen. Der Unterschied ist, dass es sich um zweierlei Vorwegnahme handelt, um zweierlei Stückwerk. Während das Abenteuer Forschung voranschreitet, indem von Zeit zu Zeit vorläufige Vermutungen veralten und durch neue bis auf weiteres ersetzt werden, besteht das Abenteuer Glaube in dem Mut, an sagenumwobenen Leitgestalten vertrauensvoll festzuhalten, als wären es keine zufälligen Möglichkeiten des Daseins, sondern die ursprünglichen Sinnquellen für alles. Beispielsweise wenn von Jesus die Worte überliefert sind "Ich bin das Licht der Welt" (Joh 8,12) und "Ich bin die Auferstehung und das Leben" (Joh 11,25). Nur beispielsweise?

Bildquelle: Gerd Altmann / pixelio.de

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