Joseph Smith und die Mormonen

Ein Mormonentempel in Europa
(Münchenbuchsee, Schweiz)
Joseph Smith (1805-1844) wuchs als Mitglied einer bibelbegeisterten Familie in den jungen Vereinigten Staaten von Amerika auf, wo die Trennung von Kirche und Staat in der Verfassung verankert ist. Wegen dieser Absage an eine Staatsreligion herrscht in den USA eine große Glaubensfreiheit, die unter anderem in der Gründung von zahlreichen christlichen Frei- und Sonderkirchen ihren Ausdruck gefunden hat. Von diesen ist keine so maßgeschneidert für das Herkunftsland wie die "Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage", die der 24-jährige Smith ins Leben rief. Sie ist zu Beginn des 21. Jahrhunderts die spirituelle Heimat von weltweit mehr als zehn Millionen Menschen. In einer seiner vielen Visionen war ihm das angeblich altägyptische Buch Mormon zum Übersetzen ins Englische gezeigt worden. So 'erfuhr' er, dass bereits im Altertum Propheten aus dem Orient bis nach Nordamerika gelangt waren, um hier diese 'endgültige' Botschaft von Jesus Christus zu hinterlegen. Daher bezeichnen sich die Heiligen der letzten Tage auch als Mormonen. Smith, der zudem einer Freimaurerloge angehörte, gewann schon bald eine beachtliche Schar von Anhängern. Er hatte mit seiner Auslegung des christlichen Glaubens aber auch viele Gegner, darunter Todfeinde, die ihn lynchten, während er 38-jährig für die US-Präsidentschaft kandidierte. Seine 'Gemeindemitglieder' siedelten sich zu Zigtausenden im noch nicht erschlossenen Utah an, wo sie Salt Lake City gründeten und ihren größten Tempel errichteten. Für die Glaubenslehre des Buches Mormon sind Ausdeutungen der Bibel bezeichnend, die durchaus erwägenswert sind, ohne dass man dadurch in Konflikt mit der überlieferten christlichen Theologie geraten muss. Zum Beispiel wird, was Jesus angeht, dessen Einssein mit dem Vater- und Schöpfergott hervorgehoben. Eine Belegstelle dafür wird im Schöpfungsbericht gesehen, wo Gott in der Mehrzahl spricht: "Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei" (1. Mose 1,26).

Bildquelle: tokamuwi / pixelio.de

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