Buch und Bibel

Wie viele Bücher?
Als im Frühmittelalter das Wort "Buch" (althochdeutsch "buoh") aufkam, dachte man dabei an Buchenholz, das in Form von Täfelchen zum Einritzen von "Buchstaben" diente, also zum Schreiben. In unserem Sprachraum stellten demnach die ersten Bücher Blöcke von Buchenholztäfelchen dar. Sagen wir jedoch "Bibliothek" statt "Bücherei", so haben wir es mit dem Ende einer anderen Wortgeschichte zu tun. Das altgriechische "biblion", worauf der erste Wortbestandteil zurückgeht, spielt auf die heute libanesische, im Altertum phönizische Stadt Býblos an. Von dort bezogen die Hellenen den Papyrus, das damalige Schreibmaterial. Eine Graspflanze also, kein Laubbaum, stand Pate für den Namen des Werkstoffs, der im Zeitalter des Buchdrucks Tag für Tag massenhaft Verwendung findet, ganz gleich, welcher Rohstoff zugrundeliegt: für das Papier. Das Buch als einen Block Papier zu verstehen (egal ob mit Information gefüllt oder leer), ist somit vielleicht die 'rücksichtsvollste' Definition, die sich finden lässt. Und warum heißt die Bibel "Bibel"? Nicht etwa, weil sie ein Buch ist, sondern viele; denn das mit "Bibel" übersetzte kirchenlateinische "biblia" ist eine Mehrzahlbildung. Und tatsächlich besteht die Bibel (nach katholischer Zählung) aus 46 alttestamentlichen, beginnend mit den fünf Büchern Moses, und 27 neutestamentlichen Büchern, beginnend mit den vier Evangelien. Dass sie "das Buch der Bücher" genannt wird, liegt also nicht nur an dem Vorrang, den die Gläubigen der "Heiligen Schrift" beimessen – oder auch ein unorthodoxer Blogger und Büchermensch, dem es gefällt, mit ständiger Rücksicht auf Jesus über den "Weg, die Wahrheit und das Leben" nachzudenken.

Bildquelle: Joujou / pixelio.de

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